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Internationales Filmfestival T-Mobile Nowe Horyzonty

03.08.2017

17. Internationales Filmfestival T-Mobile Nowe Horyzonty

Die 17. Folge des Internationalen Filmfestivals T-Mobile Nowe Horyzonty findet am 3-13. August 2017 in Wrocław statt.

Zu den wichtigsten Veranstaltungen gehört die Retrospektive der Filme des im Januar 2016 verstorbenen Jacques Rivette – des Meisters der französischen Neuen Welle, Realisten und Visionärs, Autors von Kultwerken, die mitunter gleichzeitig radikal und spektakulär sind. Jahrelang war er einer der Hauptfilmkritiker von “Cahiers du Cinéma” (auch ihr Chefredakteur). Er gilt als Schöpfer des ersten Films der Neuen Welle (Kurzfilm Le Coup du berger vom 1956). Im Programm des Festivals findet man rund einen Dutzend Filme des Meisters, die meisten davon wurden in Polen noch nicht gezeigt, darunter ein monumentales Experiment – der fast dreizehn Stunden lange Film Out 1 (1971); die in  Locarno ausgezeichnete surrealistische Fantasie Céline und Julie fahren Boot (Céline et Julie vont en bateau: Phantom Ladies Over Paris, 1974); das über vier Stunden lange Melodram L’amour fou, (1969); Geheimsache (Secret défense, 1998) mit Jerzy Radziwiłowicz; oder die durch die Jury von Cannes ausgezeichnete berühmte Schöne Querulantin (La belle noiseuse, 1991) mit dem unvergesslichen Trio Michel Piccoli, Jane Birkin und Emmanuelle Bèart. Die Retrospektive vervollständigen u.a. ein Dokument über den Regisseur von Serge Daney und dem diesjährigen Gast des Festivals Claire Denis (Jacques Rivette, le veilleur, 1990) sowie die neulich restaurierten Kurzfilme Rivettes aus den 40. und 50er Jahren.

Der zweite Protagonist der Retrospektive wird Fred Kelemen – spannender deutscher Regisseur und Kameramann, langjähriger Mitarbeiter von Béla Tarra. Kelemen ist ein Meister der langen Aufnahmen, des Umgangs mit Licht und Schatten, der Bildmetapher und der subtilen Emotionalität des Mediums. Seine Filme wurden überwiegend auf Filmband aufgenommen. Im Programm des Festivals werden alle seine Regiearbeiten gezeigt, darunter der auf dem Festival in Locarno ausgezeichnete Frost von 1997, das Abendland aus dem Jahr 1999, das in Toronto eine Auszeichnung erhielt oder der neuste Film Sarajevo Songs of Woe, 2016). Die Sektion vervollständigen die spannendsten Werke, bei denen Kelemen als Kameramann mitwirkte, darunter alle Filme von Tarr, in denen er für die visuelle Seite verantwortlich war. Der Künstler wird beim Festival als Gast anwesend sein

Bei der 17. Folge von Nowe Horyzonty ist auch eine Vorführung der neuen israelischen Filme geplant. Im Programm finden sich rund ein Dutzend Filme aus den Jahren 2014-2017 – Spiel- und Dokumentarfilme sowie Werke aus dem Grenzbereich von Kino und den visuellen Künsten. Sie bilden zurzeit eine der spannendsten Filmszenen – lebendig, von dynamischer Entwicklung, die mit der Frische der Handlungen überrascht, sich aktiv engagiert und ständig mit der Außenwelt in Konfrontation tritt. Der israelische Film und die Gesellschaft, aus der er sich entwickelt, sind vielschichtig, stets auf der Suche nach neuen Identitäten. Seit Kurzem spricht man von der “neuen israelischen Welle”, die die internationalen Festivals im Sturm erobert. Bei der kommenden Festivalfolge können wir uns selbst überzeugen, worin ihre Stärke liegt. Unter den bereits bestätigten Titeln befindet sich der heiß diskutierte Film aus dem diesjährigen Programm des Festivals in Locarno People That Are Not Me der jungen Regisseurin aus Tel Aviv, Hadas Ben Aroya..

Veröffentlicht: Michał Boruta